Storchenbabys fressen Müll und verenden daran. Auch in Mannheim

Mannheim. Das hat niemand hingelegt, es sind Speisereste von Tieren, das gehört so. Was unterm Nest liegt, ist das Gewölle der Tiere, man sagt auch Speiballen dazu. Laien ist das bekannt von Eulen und Käuzen, aber auch Störche gehören zu den Vogelarten, die Unverdauliches wieder hochwürgen und einfach fallen lassen.

Störche sind Fleischfresser. Das idealtypische Bild vom Storch mit Frosch im Schnabel hat sich in unserer Vorstellung festgesetzt, ist auch gar nicht falsch. Doch ist die Speisekarte zum Beispiel des Weißstorches, der in Mannheim überall anzutreffen ist, wesentlich vielseitiger. Es sind kleine Säugetiere darunter wie Mäuse und Ratten, aber auch Fische und Schlangen kommen auf den Tisch und kleineres Getier wie Regenwürmer, Insekten und die Larven Letzterer.

Nicht alles an seiner Nahrung ist verdaulich, zum Beispiel die Knochen der kleinen Säuger, Teile vom Fell oder die harten Bestandteile eines Insektenpanzers. All das findet sich im Gewölle wieder, was von großem Interesse für Biologen ist, weil sie daraus sowohl auf die Vorlieben des Vogels schließen können als auch auf die Art des Nahrungsangebotes in der Umgebung. Man darf regelmäßig damit rechnen, dass sich unter einem Storchennest tierische Reste finden. Was aber, wenn Gegenstände dabei sind, die mit Nahrung nichts zu tun haben? Aus der Südpfalz wurde gemeldet, dass Störche auf dem Feld Gummiringe aufklauben, die beim Gemüseverkauf verwendet werden. Experten schlussfolgern: Das Grün, etwa von einem Radieschenbund, kommt in die Biotonne, der daraus hergestellte Kompost gelangt wieder aufs Feld, das daran hartnäckig befindliche Gummi verwechselt der Storch mit Nahrung. Eine Art Teufelskreis selbst da, wo alles „bio“ schien. Wer hat damit schon gerechnet!

Im Luisenpark hat man im vergangenen Sommer einen verendeten jungen Storch untersucht und in seinem Magen eine große Menge von Gummiringen gefunden. Dazu muss man wissen, dass die Jungvögel noch nicht wie ihre Eltern Gewölle produzieren. Was in den Magen gelangt, muss also auf dem anderen Weg ausgeschieden werden. Das klappt nicht, weil sich die künstlichen Teile zusammenballen und den Verdauungstrakt verstopfen. Das Jungtier verhungert mit vollem Magen. Erwachsene Störche nehmen pro Tag rund 500 Gramm Nahrung auf. Haben sie eine Brut zu versorgen, schaffen sie bis zu 1.200 Gramm Fressen herbei – pro Nestling! Weil der Storch seine Beute nicht zerteilen kann, schluckt er sie im Ganzen, verdaut sie leicht vor und würgt sie im Horst für die Jungen wieder aus. jp

(Der gesamte Bericht ist dreimal so lang. Lesen Sie ihn in der aktuellen Printausgabe der Nord-Nachrichten oder im E-Paper, downloadbar von www.stadtteil-portal.de/stadtteilzeitungen, NONA_05_23)

i Weitere Informationen unter www.surfriderbadenpfalz.de/rettet-die-stoerche

 

 

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Bild 1: Das ist nicht natürliches Gewölle eines Storches, sondern eigentlich eine Müllhalde. Der vom Autor fürs Foto dazugelegte (und hinterher wieder entfernte) Kuli veranschaulicht die Größe der Einzelteile.

Bild 2: Einer der lebensgroßen Demo-Störche am Lena-Maurer-Platz auf der Schönau.

Bild 3: Das rätselhafte Silikonteil, das sich auffällig oft unter den Storchennestern fand.

alle Fotos (3): Paesler

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