Luftbild Neckar mit Neckarstadt West, Neckarvorland und Kurpfalzbrücke
So sieht die Planung der Stadt für das Neckarufer westlich der Kurpfalzbrücke aus. Beginn der Umgestaltung ist aber erst Ende 2024. Bild: red / BHM Planungsgesellschaft mbH

Die Stadt mehr ans Wasser

Neckarstadt. Seit zwei Jahrzehnten wird davon geredet, lange Zeit geschah nichts oder bloß ab und zu eine kleine Veränderung. Mit dem Umbau des Alten Messplatzes (er ist einer der größten innerstädtischen Plätze) zum Stadtjubiläum 2007 wurde von Mannheim die Erwartung einer großartigen Anbindung an den Neckar geschürt – direkt neben der Kurpfalzbrücke, der ältesten Neckarquerung der Stadt. Es gab eine große Bürgerbeteiligung dazu, die mehr von den Bürgern als von der Stadt gestaltet wurde.

Das Neckarvorland Nord zwischen Kurpfalzbrücke und der westlichen Riedbahnbrücke wurde indes mehr und mehr ein wichtiger Bestandteil der innerstädtischen Grün- und Freiraumstruktur. Aber nicht, weil die Stadt hier etwas unternommen hätte, sondern obwohl seitens der Stadt fast nichts geschah.

Was ist eigentlich mit der Entwicklungskonzeption „Blau, Mannheim blau“? Darüber wurde man vor Jahren beispielsweise am Aktionstag Lebendiger Neckar informiert, mehrfach – bis man nichts mehr davon hörte. Vom Aktionstag ist schon lange in Mannheim nicht mehr die Rede, aber die Broschüre zu einem Mannheim am blauen Wasser ist noch heute im Internet zu finden. Was für großartige Sachen stehen darin, aber es ist lange her, dass die Stadt darüber redete.

Nun hat der Ausschuss für Umwelt und Technik zum Neckarvorland einen Grundsatzbeschluss gefasst. Bis zur Umsetzung dauert es allerdings nochmals über ein Jahr. Sie soll durch den Eigenbetrieb Stadtraumservice erfolgen; das Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ fördert die Maßnahme mit 60 Prozent der Kosten. Die Planungen durch den Fachbereich Geoinformation und Stadtplanung sind im Vorfeld mit Bürgerbeteiligung erarbeitet worden. Rund 11 Hektar groß ist die Freifläche, die allerdings auch Überschwemmungs- und Landschaftsschutzgebiet ist.

Die Stadt möchte sich näher an den Fluss bringen. Gleichzeitig sollen Möglichkeiten der Naherholung für die dicht besiedelte Neckarstadt West geschaffen werden, was bisher erst zum Teil gelingt, wenn überhaupt. Die vielen Menschen im Sommer auf der Neckarwiese westlich der Kurpfalzbrücke sind augenscheinlich eher Studenten aus der ganzen Stadt, die die Grünfläche in Eigenregie zu einem Ort gemacht haben, auf dem sie abhängen, spielen und feiern. Inwiefern das Areal auch von Bewohnern der Neckarstadt West genutzt wird, bleibt bisher unklar, die Stadt hat sich im jetzigen Zusammenhang dazu nicht geäußert.

Das Ziel, Freizeit- und Erholungsangebote mit dem Natur- und Hochwasserschutz zu verbinden, benennt die Stadt als „Chance, diesen besonderen Ort in einen urbanen Freiraum mit ganz eigenem Charakter und Identität zu entwickeln“. So erläutert es der für Stadtentwicklung zuständige Bürgermeister Ralf Eisenhauer.

Unter der Kurpfalzbrücke, wo schon heute die Calisthenics-Anlage steht (eine der tatsächlichen Fortentwicklungen seitens der Stadt), soll „ein vielfältiger Aktivbereich mit robustem Untergrund entstehen“. Die bereits beliebte Liegewiese (westlich der Kurpfalzbrücke) soll in Verlängerung des Alten Messplatzes fortgeführt und mit schattenspendenden Bäume bepflanzt werden. Die Rede ist von einer „großzügigen Sitzstufenanlage bis an das Wasser“.

Von Ähnlichem war bereits 2007 die Rede gewesen; entstanden ist in Wirklichkeit bisher eine Sitztreppe von nur wenigen Metern Breite. Weitere Beschreibungen zum jetzigen Vorhaben sprechen von „attraktivsten Aufenthaltsqualitäten“, einem „lockeren, schattenspendenden Baumhain“ und einer „Treffpunktfläche als kleiner Veranstaltungsort oder für temporäre Gastronomie“, ferner „terrassenartigen“, „gleich mehreren Stadtwildnisgärten“, „integrierten Treppen und Rampen“. All das würden „Rückzugsorte mit besten Blickbeziehungen auf Innenstadt-, Hafenkulisse und Neckar“ sein.

Mit dem Abrücken des derzeitigen Hauptweges weg von der Böschung – hin zum Neckar – soll Platz geschaffen werden. Der Hauptweg soll weiterhin als kombinierter Geh- und Radweg nutzbar und geringfügig höhergelegt sein. Der bislang monoton geradlinige Verlauf werde durch leichte Schwenkungen ersetzt. Für die gesamtheitliche Erschließung des Vorlandes werde ein „Wegenetz“ mit unterschiedlichen unversiegelten Wegeoberflächen „aufgespannt“. Der vorhandene historische Treidelpfad direkt am Ufer soll ertüchtigt und mit Aufweitungen samt Sitzmöglichkeiten ergänzt werden.

Insgesamt geht es um die Gestaltung einer großen ufernahen Fläche. Schon lange ist sie von Bürgern entdeckt worden und wird genutzt, aber zu lange hatte die Nutzung den Beigeschmack von Eigenmächtigkeit der Jugendlichen und bloß naserümpfender Duldung der Stadt. Dies soll sich nun ändern. Die Planung der Stadt will zusätzlich mit „Mikrotopographien“ Akzente „in diesem großzügigen Freiraum“ setzen – die geringfügigen Bodenmodellierungen sollen „die Bodenfeuchtigkeit in unterschiedlichen Geländebereichen“ beeinflussen, die wiederum „eine diversere Vegetationsentwicklung“ ermögliche. jp/red

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