Blumenau. Es ist ja nur eine schmale Straße, die von Blumenau nach Osten zur Eugen-Neter-Schule führt und hier Richtung Norden abschwenkt zur nahen Landesgrenze nach Hessen und Lampertheim. Sie trägt den sehr verwaltungstechnischen Namen „Kreisstraße 9754“.
Per definitionem dienen Kreisstraßen überwiegend dem zwischen- und überörtlichen Verkehr. Dass „K 9754“ auch den Namen „Viernheimer Weg“ trägt, weist darauf hin, dass sie auch für den Straßenverkehr innerhalb Mannheims Bedeutung hat. Sie stellt die einzige Straßenverbindung der Blumenau (und damit Mannheims) zur Eugen-Neter-Schule dar, einem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) der Stadt.
SBBZ (früher „Förderschule“) ist in Baden-Württemberg seit etwa 2000 die Bezeichnung für Schulen, die von Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigung besucht werden. Der Schulweg neben dem Viernheimer Weg endete bisher hinter der Unterführung der Bundesbahntrasse. Wer sich von hier aus zu Fuß oder per Fahrrad weiter bewegte, musste dies direkt neben dem Straßenasphalt in hohem Gras tun.
Dieser Zustand dauert bereits lange an. Vor rund zehn Jahren etwa hatte der Bezirksbeirat Sandhofen auf den Missstand hingewiesen. Ein Stück weiter nördlich, auf hessischer Seite, gab es schon 2014 einen Radweg neben dem Viernheimer Weg, aber Mannheim lehnte es ab, auf der hiesigen Landesseite diesen fortzusetzen.
Noch wichtiger ist die ausreichende Anbindung an den Mannheimer Verkehr. Bisher ist die Eugen-Neter-Schule für Radler und Fußgänger nur über den Käfertaler Wald zu erreichen. Dies unterstreicht die Bedeutung der jetzigen Maßnahme. Denn nun wird entlang der Kreisstraße 9754 ein neuer gemeinsamer Geh- und Radweg vom Ortausgang Blumenau bis zur Eugen-Neter-Schule errichtet, der auch als sicherer Schulweg dienen kann.
Die neue rund 700 Meter lange Strecke, die Fußgängern und Radlern hier überhaupt die Fortbewegung ermöglicht, wird nicht nur die Schulwegsituation verbessern, sondern gleichzeitig mehr Sicherheit für alle Mobilitätsarten schaffen – Fußgänger, Radfahrer und Autos. Die knapp fünf Monate lange Baumaßnahme wird in drei Teilabschnitten durchgeführt, beginnend am Ortsausgang Blumenau. Der erste Abschnitt wurde in den Sommerferien begonnen. Ab Oktober startet die zweite Hälfte des Weges zur Schule. Während der kompletten Bauzeit erfolgt entlang der Teilabschnitte eine halbseitige Verkehrsführung mit Ampelregelung.
Heute nennt die Stadt ihre Baumaßnahme „wichtig“. Sie verknüpft sie mit ihrem „21-Punkte-Handlungsprogramm“ für Radverkehr und ihrem „Ziel, als fahrradfreundliche Stadt zu wachsen und Lücken im Radnetz zu schließen“.
Zwei für den Naturschutz relevante Aspekte für den Weg, der am Waldrand entlang führt, werden beim Bau beachtet. In Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. und der Unteren Naturschutzbehörde seien geeignete Überquerungsstellen für die Amphibienwanderstrecken gefunden worden. Künftig soll es sechs Amphibientunnel geben.
Die nächtliche Beleuchtung des zukünftigen Weges erfolgt nach Abstimmung mit dem Fachbereich Klima, Natur, Umwelt als Pilotprojekt in Form von „mitlaufender Beleuchtung“. Die gibt es bereits beim Fahrradschnellweg durch die Feudenheimer Au. Das rund zwei Millionen Euro teure Projekt wurde durch das Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz Baden-Württembergs (LGVFG) und das Sonderprojekt „Stadt und Land“ umgesetzt.
