Mannheim. Oberbürgermeister Christian Specht hatte zu einer Kundgebung auf den Marktplatz geladen. Hintergrund: Die Messerattacke letzten Freitag, bei der mehrere Menschen zum Teil schwer verletzt wurden. Ein junger Polizist, der die Situation sichern wollte, erlitt schwerste Verletzungen, denen er am Sonntag erlag.
Die Polizei selbst war mit einer Hundertschaft an Beamten vor Ort, um Präsenz zu zeigen. Als die Beamten sich vor dem Marktplatzbrunnen aufstellten, um des toten Kollegen zu gedenken, brandete ‒ dem Umstand angemessen zurückhaltend und respektvoll ‒ Beifall aus der Bevölkerung für die Leistung der Polizei auf. Rund 8.000 Mannheimer waren auf den Marktplatz gekommen.
OB Specht sprach ausgewogen und emotional. „Wir lassen uns nicht spalten von Menschen, die behaupten, dass bestimmte Merkmale wie die Religionszugehörigkeit, die Hautfarbe oder die sexuelle Orientierung Ausschlusskriterien unserer Gesellschaft sind“, sagte er in seiner fünfzehnminütigen Rede. Unmissverständlich wies er Anschuldigungen zurück, die Menschen muslimischen Glaubens pauschal verurteilen. Er bezeichnete aber ebenso das Handeln des jungen Täters afghanischer Herkunft als Missbrauch. Dieser hatte, aus einem unsicheren Land kommend, Zuflucht in Deutschland erhalten und nun dennoch diese Tat begangen. Bei der Kundgebung zugegen waren auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), ihr Stuttgarter Amtskollege Thomas Strobl (CDU) und Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne).
Viele Mannheimer trugen Blumen zum Marktplatz und legten sie am Brunnen nieder. Auch zahlreiche Schilder und handschriftliche Zettel bekundeten Mitgefühl mit dem Ermordeten, seinen Angehörigen und seinen Polizeikameraden, die um ihren Kollegen trauern.
An die Rede des OB schloss sich ein interreligiöses Friedensgebet von Juden, Christen und Muslimen an. jp
