Menschen bei einem Fest
Akteure auf dem Luzenberg: Tahsin Seref (Dritter von links) inmitten der Aktiven des Spiegelvereins. Seine Schwester Nihal Seref ist die Zweite von links. Foto: Paesler

Eine Rundbank ist noch in Planung

Luzenberg. Klaus Schillinger vom Spiegelverein geht bei seiner Begrüßung auf die letzten 50 Jahre ein, die das heutige Aussehen des Spiegelparks beeinflusst haben. Bereits 1974 gab es regen Schriftverkehr mit der Stadt, denn das Gelände war vermüllt und unattraktiv. Im Frühjahr und Herbst 1974 fanden zwei große Aktionen statt, bei denen mehrere LKW-Ladungen Müll gesammelt und weggefahren wurden, stattdessen gab es frisches Erdreich, um das Grün wieder sprießen zu lassen. Anwohner und Firmen stifteten Gebäck und Getränke für ein geselliges Beisammensein. Die Luzenberger wollten ihren Spiegelpark zur gemeinschaftlichen Nutzung erobern.

Seitdem ist viel Zeit vergangen. Aber 1975 war auch das Jahr, in dem ein komplettes intaktes Häuserquadrat abgerissen wurde. Menschen mussten wegziehen, viele Geschäfte verschwanden. Noch heute leidet der Luzenberg darunter, dass es zu wenig Einzelhandel gibt, nicht einmal einen Supermarkt für den täglichen Bedarf. Damit möchte der Spiegelverein, am 10. Juli 2019 gegründet, sich nicht abfinden. Der Verein entstand aus der Spiegelrunde, die sich seit 2017 zweimal jährlich traf. Es gab Begegnungsfeste und 2018 eine Weihnachtsbaum-Illumination im Spiegelpark. Nun organisierte der Verein das Sit-in zur Einweihung dreier neuer Parkbänke entlang der Graffiti-Mauer. Letztere ist übrigens überörtlich bekannt. Man stößt auf sie, wenn man im Internet nach „Graffiti Spiegelpark“ sucht.

Das soziale Leben des Stadtteils soll lebendiger werden, die Luzenberger wünschen sich zum Beispiel ihren kleinen Park als Begegnungsraum. Mal eine Picknickdecke auf dem Gras ausbreiten? Das geht nicht wegen der Tretminen, verursacht durch Hunde-Hinterlassenschaften. Eine musste entschärft werden, damit bei der kleinen Feier keiner aus Versehen hineintrat. Auch darüber wird diskutiert und die Idee geäußert, ob nicht ein umzäunter Hundeauslauf auf dem großen Areal eingerichtet werden könnte. Tahsin Seref hätte da eine Idee. Er führt im Stadtteil ein Baugeschäft, bekam auch schon mal einen gebrauchten Zaun geschenkt und installierte den für einen Verein, der ihn brauchte. Auf Spinelli werden in Kürze nach Ende der Buga Zäune abgebaut ...

Tahsin Seref ist im Viertel aufgewachsen, seine Familie dem Stadtteil eng verbunden. Seine Schwester Nihal Seref gehört zum Vorstand des Spiegelvereins ebenso wie zum Vorstand des Fördervereins Jugendtreff. Tahsin hat die drei Bänke gespendet, denen das heutige Fest gilt. „Die sind aus Granit und fallen Vandalismus nicht so leicht zum Opfer“, sagt er schmunzelnd und fügt hinzu: „Der Spiegelverein ist großartig.“ Der Verein heute ein Zeichen setzen. Seine Einladung hat breite Beachtung gefunden, rund 50 Interessierte sind gekommen, darunter viele Stadtteilakteure: Silke Schmaler, aktuell Schulleiterin der Waldhofschule, Muhammed Özdogan vom Förderverein Jugendtreff, Manuela Moorwieser vom evangelischen Kindergarten Stolberger Straße, Frank Mayer, der Ältestenkreisvorsitzende der evangelischen Paulusgemeinde, und noch einige weitere.

Stadtrat Stefan Höß lobt die heutige Aktion: „Größten Respekt. Ich bin froh, dass ihr euch so engagiert!“ Der gesamte Vorstand des Vereins ist da und kann die Unterstützung durch den Stadtrat gut brauchen, denn auf dem Luzenberg sind noch dicke Bretter zu bohren. Dzevada Christ geht der Beschäftigung nach, die sie schon so oft zum Wohl des Stadtteils eingesetzt hat: Sie bietet einen Holzworkshop für Kinder an. Regelmäßig gibt es den auch während der Ferien im Spiegelpark. Ein Akkordeonspieler lässt fröhliche Weisen erklingen und sorgt für Stimmung. „Wir Vereine müssen uns gegenseitig helfen“, sagt er, obwohl er aus einem anderen Stadtteil kommt, und will namentlich gar nicht genannt werden. Ein Honorar lehnt er ab und sagt zu Martin Willig: „Steckt es in eure Kasse für weitere Bänke.“ Auch Höß hat spontan 300 Euro gespendet, 100 für jede der neuen Sitzgelegenheiten.

Nun, der Spiegelverein hatte ohnehin vor, noch eine Rundbank im Park errichten zu lassen, auf der man bequem sitzen kann, den Baum im Rücken. Nur hat bis jetzt das Geld noch nicht gereicht. Wer weiß, ob es im Frühjahr nicht wieder ein Sit-in gibt mit dem nächsten Projekt. Jedenfalls hat heute der Himmel dem Luzenberg nicht nur ein paar Sonnenstrahlen geschickt statt des angesagten Regens, sondern viele freundliche Menschen, die dabei mithelfen, dass es hier vorangeht. jp

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