Der Rottannen-Burger

Gartenstadt. Ein heftiger Gewitterguss am Mittag bereitete durchaus etwas Sorgen. Das Straßenfest im Rottannenweg hatte am Abend zuvor rund 1.000 Besucher angezogen, die Berg Street Boys brachten den Straßenabschnitt regelrecht zum Kochen, die Sitzplätze reichten nicht. Nun läuft sich das Straßenfest für seinen zweiten Tag warm. Am Glücksrad steht ein Handwägelchen mit Preisen, eine Abteilung Haupt-, die andere Trostpreise. Das Mädchen daneben ist wohl die jüngste Ehrenamtliche an dem Tag. Recht routiniert erklärt sie, wann man welchen Preis zu erwarten habe. Der Dosenwerfstand wird gerade aufgebaut, am Stand mit Ballonmodellage zieht ein Knirps mit einem gelben Ballonhund stolz davon und badet ihn in der nächsten Pfütze.

Die Getränke- und Speisekarte ist beachtlich, ab 20.00 Uhr wird sogar eine eigene Bar eröffnet, und der Inhalt dieser Karte ist nicht nur wegen der Spirituosen hochkarätig. Doch trotz der großen Auswahl und Vielfalt lässt man sich immer wieder Neues einfallen. Ein befreundeter Metzgermeister versprach, Weißwurstbrät mal zur Abwechslung in einen Darm mit größerem Umfang zu füllen. Das Ergebnis wird in Scheiben geschnitten und ergibt in der Laugensemmel mit weiteren Zutaten einen erstklassigen Burger. „Nennt ihn doch Rottannen-Burger“, schlug Dr. Stefan Fulst-Blei MdL vor, der am Freitagabend vorbeischaute.

Das Fest wird vom „Verband Wohneigentum Neueichwald II“ ausgerichtet; vor neun Jahren hat man die Bezeichnung „Siedler“ hier aus dem Vereinsnamen gestrichen. Auch sonst pflegt man einerseits die Tradition und ist andererseits sorgsam darauf bedacht, nach vorne zu denken. Es ist das 36. Straßenfest– eines der ältesten Mannheims, wie Vorsitzender Harald Klatschinsky erklärt. Wäre es die letzten drei Jahre nicht wegen Corona ausgefallen, gäbe es 2024 das Jubiläum zum Vierzigsten. Doch längst hat man für zukunftsfähige Strukturen gesorgt. Dazu gehört das Werben um junge Familien; ein Verjüngungsprozess wird aktiv angestrebt.

Politprominenz ist im Laufe der Jahre oft vorbeigekommen. Das wird aktiv befördert. Am Sonntag gab es dieses Jahr zum dritten Mal am Sonntag eine Einrichtung, die man nicht auf jedem Straßenfest findet: der VIP-Bereich, in dem Gäste aus der Politik und aus dem Gewerbebereich besonders willkommen sind. Man erhofft sich davon eine Vernetzung zwischen Wirtschaft und Politik in Mannheim, der Region und natürlich im Stadtteil. „Fachgespräche sind möglich“, sagt der Verein, und es klingt wie ein Understatement. Doch es scheint zu laufen, diesen „Promi-Stammtisch“ gibt es dieses Jahr bereits zum dritten Mal.

Der Verkaufsstand, vor langer Zeit in Eigenleistung gebaut, wurde irgendwann zu eng und man machte einen Getränkestand extra. Der ist am Abend dicht umlagert. Seit Langem gibt es schon kein Wegwerfgeschirr mehr. Als sich kurz vor dem Fest erwies, dass das Spülmobil nicht mehr mitmachte, liehen die Löwenjäger kurzerhand das ihre aus. „Vereine helfen einander“, sagt Klatschinsky mit Betonung, und man ahnt, dass dahinter ja auch eine gute Vernetzung steht und das eine Sache auf Gegenseitigkeit ist. Das ist wohl das Geheimnis hinter dem Umstand, dass ein relativ kleiner Verein imstande ist, ein so großes Fest über so viele Jahre hinweg zu stemmen.

Es ist sogar Besuch aus den Niederlanden da. Katharina Hellendoorn ist hier in der Straße aufgewachsen und mit ihrem Mann Marselis und dem Sohn Hao-En zu Besuch. Inzwischen ist es 18.00 Uhr, das Wetter hält. Die Sonne bequemt sich hinter den Wolken hervor. Eine zweite Regenhusche war für den Spätnachmittag angekündigt, aber sie bleibt aus. Das Straßenfest Rottannenweg scheint gute Beziehungen zu haben. Möglicherweise wird am Samstag der Besuch vom Vorabend nochmal getoppt. jp

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Trotz Regens am Nachmittag sind danach recht bald schon viele Besucher da. Foto: Paesler
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Ballonmodellage und Kinderschminken – alles ehrenamtlich. Foto: Paesler
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Je später der Nachmittag, desto mehr Gäste. Am ersten Abend waren es rund 1.000. Foto: Paesler

 

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